Nachdem die Factoring-Branche vor einigen Jahren Wachstumsraten in zweistelligem Bereich verzeichnet hat, scheint sich aktuell eine Abflachung des Aufschwungs einzustellen. Dabei verfügt Factoring nachweislich über ein bedeutendes unerschöpftes Potential. Baugewerbe bietet u.a. eine Reihe von interessanten Möglichkeiten. Um hier erfolgreich zu agieren, sind unbedingt einige Besonderheiten dieser Branche zu beachten.

Factoring im Branchen-Check: Firmen mit Leistungen nach VOB als Schlusslicht

baugewerbe

VOB Factoring für Handwerker

Bei einem Branchenvergleich zeigt es sich, dass v.a. Unternehmen aus dem Bereich Handel und Handelsvermittlung gerne factorn. Laut dem Deutschen Factoring-Verband nutzen außerdem die Dienstleistungsbranche und Ernährungsindustrie intensiv die Option, ihre Rechnungen an einen Factor abzutreten. Produzierendes Gewerbe, das Baugewerbe inklusive, nutzt die Leistungen der Factoring-Unternehmen bis heute nur wenig. So beträgt die Factoring-Quote bei den Firmen mit Leistungen nach VOB nur 5,98% – im internationalen Vergleich eine recht kleine Zahl. In Großbritannien ist die Situation anders, denn hier nutzen fast 15% der Baufirmen Factoring, in Irland und Spanien – jeweils 11,5%. Für Deutschland bedeutet es: Factoring muss vom Baugewerbe entdeckt werden, aber auch die Factoren müssen sich dem Baugewerbe öffnen.

Zwei Faktoren für mehr Factoring

Die Baubranche ist an sich ein durchaus “fruchtbares Feld” für Factoring und die Unternehmen mit Leistungen nach VOB würden von einer Kooperation mit dem Factor profitieren. Zum einen sprechen die sehr langen Zahlungsziele dafür, dass es in der Baubranche zu Liquiditäts-Engpässen leicht kommen kann. Zahlungsziele bis zu 90 Tagen sind keine Seltenheit, insb. bei der Zusammenarbeit mit den Kunden aus dem öffentlichen Sektor. Die Baubranche hat außerdem an den Forderungsverlusten zu leiden, statistisch gesehen, betragen bei 40% der Firmen aus diesem Wirtschaftssektor Verluste aus offenen Forderungen ca. 1% des Umsatzes, das sind Beträge in Millionenhöhe. Factoring kann selbstverständlich beim Eintreiben von offenen Forderungen helfen. Es kommt für viele Bauunternehmen erschwerend hinzu, dass aktuell viele Banken bei der Kreditvergabe ziemlich zurückhaltend handeln und u.a. immer höhere Sicherheiten zur Bedingung machen. Daher lohnt es sich für Firmen mit Leistungen nach VOB, Factoring als eine neue flexible Finanzierungsquelle zu entdecken.

Unternehmen müssen sich umstellen

Unternehmen des Baugewerbes weisen einige Besonderheiten auf, die Factoring für diese Branche zu einem zeit- und personalaufwendigen Anliegen machen. Die wichtigste Besonderheit stellen dabei die sog. Abschlagszahlungen dar. Das Gebäude oder ein anderes Bauwerk befindet sich zwar noch im Erfüllungsstadium, das erst mit der Abnahme durch den Auftraggeber endet, doch auch auf dieser Etappe werden Abschläge gezahlt. Kauft ein Factor diese Rechnungen an, geht er ein schwer kalkulierbares Risiko ein. Das Problem: Im Baugewerbe ist es gang und gäbe, dass während der Fertigung und nach der Abnahme Mängel entdeckt und dementsprechend beseitigt werden. Dieser Prozess geht mit den Rechnungsminderungen einher. Um hier Verluste zu vermeiden, empfiehlt es sich für den Factor, in einem persönlichen Gespräch mit dem zukünftigen “Partner” ihn für dieses Thema zu sensibilisieren und die genauen Konditionen für den Ankauf von Rechnungen auszuhandeln. Scheut sich ein Factor diesen Aufwand nicht, kann er problemlos in das Baugewerbe einsteigen und vom großartigen Potential der Branche profitieren.

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